351 Neustart der Lucilius-Briefe
8.11.22
So oft habe ich mich in diesem Blog mit der Gedankenwelt und sogar mit Schreib-Techniken der Antike beschäftigt, die bis zur Gestaltung meiner Überschriften gegangen sind. Auch das Schreiben der Lucilius-Briefe, die ich in der Nachahmung von Senecas Lucilius-Briefen über mehrere Jahre lang im Blog verfasst habe, kann nach einer kleinen Pause nun wieder weiter gehen. Da wir uns eine Zeitlang aus den Augen verloren hatten – mein Lucilius-Adressat hatte im Anschluss an sein Studium in Stuttgart eine Anstellung im Ausland gefunden und ist sogar ganz dorthin ausgewandert –
habe ich jetzt einen Kontakt doch wieder gefunden und reaktivieren können.
Ich werde das Briefeschreiben mit anderen, auch mehr musikpraktischen Schwerpunkten also fortsetzen – Tempi passati! Wir sind nicht jünger geworden und das Leben auch nicht einfacher. Die Pandemie, der Ukraine-Krieg und manches Andere hat diese Änderung erzwungen. Wir alle sind Andere geworden. Vorbei sind die Tage der Jugend. Wer klopfet an? – O zwei gar…
Auch die Mitteilungsfunktion für Kurznachrichten, die mir der Blog-Administrator Alexey Chibakov vor einigenden Jahren versuchsweise eingerichtet hatte und die ich nur kurzzeitig im Blog verwendet habe (später bin ich damit dann wieder zu Twitter zurückgekehrt), will ich vielleicht doch weiterführen. Die Tweets auf Twitter sind im Umfang sehr begrenzt, die Zielgruppe auch eine ganz andere. Tweets auf TwitLonger habe ich ganz aus den Augen verloren. Also dranbleiben! Ich freue mich weiterhin über Rückmeldungen und Reaktionen, nicht nur auf Twitter.
Bitte auch daran denken, was ich in der Zusammenfassung und Vorstellung all meiner bislang publizierten Bücher im Blog Nr.282 geschrieben habe: das Ich ist ein Anderer. Und ich weiß auch nicht so genau, ob dieser Lucilius, den ich anschreibe, mit dem ich mich austausche wie mit einem geliebten Freund, überhaupt so existiert. Wenn alles nur Interpretation, nur subjektiv ist, dann können auch Briefe reine Fiktion sein. Die Romantiker und ihr Hof-Philosoph Johann Gottlieb Fichte glaubten sogar, dass die Welt in diesem Sinn gar nicht objektiv sein könne. Alles sei nur ein Konstrukt unseres Wahrnehmungs-Vermögens, unserer Sicht auf die Dinge, unserer angeborenen oder anerzogenen Brille für die Welt, wie sie schon Kant in seine Erkenntnistheorie eingeführt hat.
Dennoch willkommen wieder, Lucilius, in meiner subjektiven Welt, selbst wenn es Dich vielleicht gar nicht gibt!