365 Über Akrostichen
Biografisches (5)
Bei den Verhandlungen mit dem Schott-Verlag über das neue Rihm-Buch bin ich wieder auf die Akrostichen zu sprechen gekommen, die ich in meine Artikel für die beiden Flagg-Schiffe des Verlags eingebaut hatte. “Das Orchester” ist eine Fachzeitschrift für Orchestermusiker. Sie liegt in den Opern- und Sinfonieorchestern im deutschsprachigen Raum aus und ist eher für diese fachspezifische Zielgruppe gedacht. Die “NZ- Neue Zeitschrift für Musik” wendet sich an ein breiteres Musik interessiertes Publikum. Sie ist von Robert Schumann gegründet worden und hat dergestalt einen Ruf zu verteidigen.
Diese beiden Zeitschriften sind international und trotz ihrer deutschen Sprache in vielen Bibliotheken zu finden. Ältere Exemplare sind gegen Bezahlung im Verlag erhältlich; ebenso auch ausgewählte Artikel.
Von den Zeitschriften “Inter-Nationes”(Bonn) und “Tribune d’Allemagne”(Hamburg) sind einige meiner dort erschienenen Aufsätze in mehreren Weltsprachen publiziert worden.
Begonnen habe ich meine Arbeit mit den Akrostichen am 14.Februar 1984. Ich hatte für die Stuttgarter Zeitung, wo ich als “fester Freier” mit redaktionellen Aufgaben in den Bereichen Rockmusik, Neue und Alte Musik beschäftigt war, ein Konzert der englischen New Wave-Gruppe “Eurythmics” rezensiert. Gabriele Kleefeld war dieses mein erstes Akrostichon gewidmet: Nur zwei Absätze im Text, der erste Absatz beginnend mit G, der zweite mit K.
Gleichzeitig verstärkte sich auch mein Interesse an der römischen Literatur und Lebensform und ich hatte auch wieder mit der Lektüre von Ciceros “Atticus-Briefen” begonnen. Die Akrostichon-Idee stammt aus der Antike.
Insgesamt gibt es von mir 25-30 Akrostichen. Lange Sätze habe ich für die Deutsche Presse Agentur (dpa) und Sibylle Peine konstruieren können. Ich fügte einfach mehrere Artikel von nachfolgenden Tagen aneinander. Die dpa-Redakteurin hat ebenso wie Ingrid Hermann vom Schott-Verlag auch meist meine Aufteilung des Textes in Abschnitte übernommen, zumal beide nichts von meinem eigentlichen Vorhaben ahnten.
Vgl.auch meinen Beitrag über Akrostichen in den Blog-Mitteilungen vom 27.10.2016.
11 Akrostichen
Veröffentlicht im Schott-Verlag (1984-2000)
In:
Das Orchester und
Neue Zeitschrift für Musik (NZ)
Akrostichon 1 I.HERMANN
Ingrid Hermann war die leitende Redakteurin der Zeitschrift.
Dort war auch fast der Beginn meines journalistischen Schreibens,
vermittelt durch Klaus Michael Hinz (Stuttgart)
Aufsatz: Henze, Don Quichotte in Stuttgart
Für: Das Orchester 5/1984 S.437
A 2 SELIM IN KAIRO
Ein ägyptischer Freund hat geheiratet,
ich war Trauzeuge.
Glass, Echnaton
Für: Das Orchester 6/1984 S.533
A 3 ALFRED (Lutz)
Musikerfreund aus der Studentenzeit.
Jetzt liest der Geiger die Zeitschrift “Das Orchester” im WDR-Sinfonieorchester Köln
Harry Kupfer, Mozarts “Idomeneo” in Stuttgart
Das Orchester 4/1984
A 4 FAM.LEMMOH (Hommel)
Rückwärts zu lesen
SWF-MusikRedakteur, der mir viel über den Karriere-Beginn von
Wolfgang Rihm in Baden-Baden erzählt hat.
Daraufhin entstand mein erstes Rihm-Buch: “Offene Stellen – Abbiegen ins Andere”(1988)
Donaueschinger Musiktage 1985
Das Orchester 1/1986
A 5 STAT ROSA PRISTINA
Tod meines Vaters
Festtage Alter Musik
Das Orchester 12/1987 S. 1303
A 6 ADI(E)U I. (H)ERMANN
Meine Ansprechpartnerin im Verlag geht in den Ruhestand.
Nicht ganz gelungen; das hängt auch vom Layouter ab, ob er meine Textaufteilung übernahm.
Gerhard Stadelmeier,
seines Zeichens damals Theater-Redakteur in Stuttgart, später bei der FAZ in Frankfurt, hat dergestalt ein sehr schönes und langes lateinisches Akrostichon von mir unwissentlich ganz zerstört.
Der Artikel beschrieb einen Streifzug durch die Stuttgarter Disco-Szene (“Boa” etc.) und fungierte jeweils als Aufmacher an Faschings-Dienstag und Aschermittwoch (80er Jahre).
Das Palindrom lautete: In girum imus nocte et consumimur igni –
Im Kreis gehen wir nachts und werden vom Feuer verzehrt. –
Die Fragmente dieses Akrostichons sind noch erkennbar.
Mit dem sehr besserwisserischen und autoritären Redakteur Stadelmeier hat es in der StZ immer wieder Streit gegeben.
Donaueschinger Musiktage 1989 S.143
Das Orchester 2/1990
A 7 URSULA
Vorname meiner späteren Ehegattin
Lohengrin in Stuttgart S.650
Das Orchester 6/1990
A 8 CESTUM HABEMUS VENERIS
Hochzeitsakrostichon in zwei aufeinanderfolgenden Artikeln für meine Frau: Antike Heiratsformel – Wir haben den (Liebes-)Gürtel der Venus (zum Öffnen). Daraus ist mittlerweile ein mehrteiliges Concept-Kunstwerk entstanden.
Wettstreit Dirigentenkunst
Das Orchester 11/1991 und 12/1991
A 9 ADIEU
Freiwilliges Ende meiner Berichterstattung über die Donaueschinger Musiktage und auch meiner Arbeit für “Das Orchester” (unser Kind war 2 Jahre alt, die Erziehungsarbeit nahm meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch).
Gedacht als ein Willkommen/Adieu für Frau Raab, die Nachfolgerin von Ingrid Hermann; jedoch nicht zu Ende geführt.
Donaueschinger Musiktage 1999
Das Orchester 1/2000
***
A 10 FORM FOLLOWS FUNCTION
Der Aufsatz über die neue Staatsgalerie Stuttgart (zusammen mit dem Architekten Claudius Homolka) ist mittlerweile im Internet zu finden, leider mit deutlich erkennbarem Akrostichon.
Ganz entgegen meinen Absichten.
Opus Mixtum
NZ 5/1984 S.36
A 11 WAHRHEIT IST EINFACH
Besuch und Gespräch in Brüssel über Minimal Music und Karlheinz Stockhausen mit Karel Goeyvaerts Anfang der 50er Jahre.
Ohne Kürzungen wieder abgedruckt in der Taz.
Dieses Gespräch hat mich sehr beeindruckt und beeinflusst, v.a.die negative Haltung des belgischen Komponisten seinem WDR-Mitstreiter und Kollegen Stockhausen gegenüber. Daraus ist ein sehr guter und auch in vier Sprachen übersetzter Aufsatz von mir für die NZ über Stockhausen geworden. Stockhausen hat sich über diesen meinen Aufsatz in der NZ-Redaktion beschwert („…was für ein Stil…“). Das hinderte ihn gleichwohl nicht daran, mich in seiner Wohnung bei Köln zu empfangen. Er sollte in der von Erhard Karkoschka und mir kuratierten Musikgrafik-Ausstellung im Stuttgarter Kunsthaus Schaller mit ausgestellt werden. Es war die erste kommerzielle Verkaufsausstellung ihrer Art überhaupt. Vgl.auch Wikipedia „Musikgrafik“.
NZ 1/1986 S. 17
Der Tonbandmitschnitt dieses Treffens mit Karel Goeyvaerts in Brüssel und ohne die Kürzungen für den SDR-Rundfunk auf 10 Minuten wartet noch immer auf seine Wiederbelebung. Wie so viele andere auch, z.B.Gespräche mit dem Regisseur Bob Wilson, dem Komponisten Isang Yun, den Dirigenten Bernius und Dennis Russell Davies, dem Scorpions-Schlagzeuger Hermann Rarebell u.a.