376 Nachruf Alexei Chibakov
Die Edition Weissenburg trauert um den Tod eines ihrer wichtigsten Mitarbeiter, Alexei Chibakov. Er hat in meinem Leben mir sehr viel bedeutet, weil er meine Spur als Künstler und auch als Schriftsteller maßgeblich mit gespurt hat. „Ich habe immer das Gefühl, Sie möchten in Ihren Tweets mehr schreiben“, hat er mir schon in den Anfangs-Jahren von Twitter gesagt. Er richtete mir daraufhin nach Twitter im Jahr 2015 auch noch einen Blog ein. Über das Blogschreiben bin ich dann auch zum Bücherschreiben gekommen.
Mit großem Feingefühl hat er für die Edition Weissenburg etliche Bücher gestaltet und mich auch in dieser Hinsicht sehr unterstützt. Bis heute erinnert mich das tiefe Rot im Blog an ihn und seinen Vater. Dieser war ein Ikonen-Maler in Russland, die Mutter eine Jüdin aus der Ukraine. So viel jünger als ich, war er doch immer wieder auch ein Mentor.
Nicht zuletzt hat er auch bei unserem Sohn die Richtung maßgeblich mitbestimmt, indem er ihn sehr früh schon als gelegentlicher Kind-Betreuer nicht nur mit der russischen Sprache, sondern auch mit dem Computer bekannt gemacht hat.
Mein letzter Kontakt mit ihm vor 2 Wochen als Sterbender in der Palliativstation des Katharinen-Hospitals machte mir wieder die Problematik im Fortschritts-Denken der Pharmakologie und Medizin allgemein klar: Er selbst, weil er noch jung war, wurde zu einer Testperson bei der Entwicklung der neuen mRNA-Medizin, von der zur Zeit viel die Rede ist und in die man große Hoffnungen für eine erfolgreiche Krebs-Therapie setzt. Weil Alexei sich der Sache doch nicht so sicher war, hat er schon früh Vorkehrungen für seinen Tod getroffen. Auch was seine Administrator-Tätigkeit im Verlag betrifft, eine Tätigkeit, die Paul Bredl mittlerweile übernommen hat.
Für mich war er, so traurig und notwendig es klingen mag, ein Versuchskaninchen der Medizin. Das amerikanische Medikament mit dem neuen Anti-Krebsmittel auf der Basis des mRNA-Serums hat leider nicht gewirkt. Es ist weiterhin noch im Versuchs-Stadium. Der Kranke hat es immer wieder regelmäßig im Katharinenhospital erhalten zu einem horrend hohen Preis, den er gleichwohl nicht selber bezahlen musste.
Er hinterlässt Frau und zwei Kinder noch unter 10 Jahren.
Den Blog hat er im Jahre 2015 für mich eingerichtet.
Adieu, Alexei, leb‘ wohl, wo immer Du sein wirst. Deine Ruhe, deine Sanftheit und Feinsinnigkeit wird uns allen fehlen. Adieu!
