177 Manifest
Wer ich bin und was ich will
Ich bin ein Mensch, der immer mehr bereit ist, Teile seiner Körper-Maschinerie auszulagern, zu ersetzen und mit anderen Maschinen zu vernetzen, sich ihnen zu unterwerfen. Der sogar bereit ist, sein digitalisiertes Gehirn Elektroden oder anderen Außensteuerungen zu überlassen, preis zu geben, die mit ihm machen können was sie wollen. Dergestalt, dass er auch keine Freiheit, kein Selbstbewusstsein, keine Ich-Identität mehr besitzen wird. Aber dennoch und gerade infolge dieser Unterwerfung glücklich ist.
Ich bin ein Mensch der Vergangenheit. Der das Ende der Handschrift, das Ende des Buches, des Lesens, freien Sprechens und Denkens im alten Sinne und mit den alten Begriffen feststellen muss. Der es resignierend zur Kenntnis nimmt und bedauert.
Ich bin ein Mensch auch am Ende der Liebe. Liebe im alten herkömmlichen Sinne verstanden, das heißt im Sinne der Romantik und Geschichtenerzähler. Sie scheint vollkommen überflüssig, störend, ja sinnlos in dieser Zeit und Gesellschaft geworden zu sein.
Selbst in Ehe und Partnerschaft kann sie nicht mehr existieren. Denn auch diese Institutionen wird es über kurz oder lang nicht mehr geben.
Es bleibt jedoch in uns die Lust, denn jede Lust will Ewigkeit, tiefe tiefe Ewigkeit.
Was bleibt noch? Es bleibt noch das Sprechen und die Gemeinschaft der Menschen, die sich über Ziele gleich welcher Art dennoch verständigen müssen. Die trotz aller Unverständlichkeit, Fremdheit und Unterschiedlichkeit eine Sprache finden müssen und ein gemeinsames Ziel. Mit unsichtbaren Herrschern, Intelligenzen und neuen Göttern zusammen vielleicht.
Oder es bleibt eine Gemeinschaft von Menschen, die sich gegenseitig ausrotten werden wie in früheren Zeiten und in immer heftigeren Wellen, auch wieder wie jetzt am Beispiel mancher arabischer Staaten.
Ich habe gelernt und erfahren, dass physikalische Experimente etwa mit Teilchenbeschleunigern kleine Schwarze Löcher in das Erdinnere bohren können, die die Erde von innen heraus zerstören würden.
Dass neue Untergangskriege mit ganz neuartigen Nano-oder biologischen Waffen drohen, die es bereits gibt und die außer Kontrolle geraten können.
Dass künstliche Intelligenzen (Super-Intelligenzen) mit Maschinenrobotern sich selbst steuern und verbessern, aus Fehlern lernen werden und in einhundert Jahren die Welt beherrschen könnten.
Und dass vor allem Neues, ganz Unbekanntes an Gefahren noch bevorstehen wird. Gar nicht zu reden von kosmischen oder geologischen Katastrophen.
Ich schreibe diese fragenden Worte mit Wehmut und Nostalgie, denn ich bin immer noch lebendiges Mitglied einer aussterbenden Gattung, eines aussterbenden Zeitalters. Ich bin kein neuer und unbeschwert dahin lebender Mensch, wie sie mittlerweile vielerorts in unserer Welt anzutreffen sind. Selbst wenn ich als denkender Zeitgenosse, denn das gibt es tatsächlich immer noch, ein Realist zu sein habe und bin.
Und ich bin auch noch ein Mensch der Kunst, der Schöpfung, der Erinnerungen, der Widerspiegelung. Ich denke immer noch darüber nach und mit euch zusammen, hoffentlich, dass die Kunst ein Leben beschreibt: wie es ist, sein könnte, sein sollte.