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In eigener Sache
Es folgt eine Rezension meiner “Ästhetik Bd.3 Musikbuch” vom FAZ-Autor Werner M. Grimmel in der Gewerkschafts-Zeitschrift “Kultur”. Es ist schon eine Weile her, aber etwas Werbung dafür darf doch sein, oder? – Auch von dem Schriftsteller Ludwig Harig und dem Philologen Heinz Schlaffer gibt es positive schriftliche Kommentare zu diesem Werk. Harig kann sich nichts Schöneres vorstellen, “als mit der Sinnlosigkeit zu spielen”. Während Schlaffer dem sogenannten “irrationalen” Stil der Franzosen – und damit auch meinem Buch – eher deutsch-distanziert gegenüber bleibt. Mit seinen Vorbehalten passt er damit genau in das Zerrbild, das ich immer wieder im Blog anspreche: die Auseinandersetzung der ach so irrational-delirierenden Franzosen mit den rational-aufklärerischen Vernunft-Deutschen. Wie vernünftig ist die Vernunft? Ist das nun eine delirierende oder eine aufklärerische Frage?
Im Stil ist das Buch zusammen mit der ganz anders gearteten Reisebeschreibung über die “Landschaft mit Martyrium der Heiligen Katharina” eines meiner besten Bücher, das ich je geschrieben habe. Die Sprache wird zur Musik, und die Musik wird zur Sprache.
Virtuos – Grimmels Fußnoten
Nur drei Personen habe er in seinem Leben getroffen, die er uneingeschränkt bewundert und geschätzt habe, äußerte der Publizist Reinhold Urmetzer unlängst in einem Gespräch. Bevor wir diese drei Personen nennen und Urmetzer über die Gründe seiner Bewunderung und Wertschätzung zu Wort kommen lassen, scheint es geboten, ihn selbst ein wenig vorzustellen. Für manche Leser mag das bedeuten, an frühere Zeiten erinnert zu werden, in denen Urmetzer auch als Musikrezensent für die Stuttgarter Zeitung tätig war.
Nach seinem “Photobuch” und seinem “Kunstbuch” hat Urmetzer in der Edition Weissenburg nun als dritten und letzten Band seiner “Ästhetik” sein “Musikbuch” veröffentlicht. Es versammelt ältere Texte, die seine Skepsis “der Musikkritik, auch Worten und Wahrheiten allgemein gegenüber” widerspiegeln, wie er dem Autor dieser Zeilen schrieb. Das Buch enthalte “die Summe meiner Erfahrungen, die ich mit Musik machen konnte, als Erfinder, als Interpret, als Beschreiber, Dolmetscher, Kritiker”. Die “Berufe”, die Urmetzer hier im Blick auf seine vielfältigen Aktivitäten nennt, sagen mehr über ihn als das Wort Publizist.
Urmetzer hat Musik, Germanistik und Philosophie studiert. In Stuttgart besuchte er die Kompositionsklasse Erhard Karkoschka. Mit “großem Interesse” hörte er Vorlesungen und Seminare von Karl Otto Apel, einem “Freund und engagierten Mitstreiter von Jürgen Habermas”, womit eine jener drei Personen erwähnt wäre, die ihn “eher noch durch ihre Menschlichkeit, durch ihren Enthusiasmus für eine Sache” begeistert haben als “durch ihr Wissen und Können”. Die anderen beiden sind Robert Jungk, dessen “Zukunftswerkstatt” er in den Siebzigern mehrmals besucht hat, und Clemens Kremer, sein Saarbrücker Kompositionslehrer, dem er seine “Liebe zu Satie, Duchamp,zu Dadaismus und zum Humor überhaupt” verdanke.
Mit den Namen Apel, Jungk und Kremer sind jedoch Urmetzers weitgesteckte Interessenfelder keineswegs abgedeckt. Französische Denker der letzten Jahrzehnte haben ihn inspiriert. Seine Aufsätze widmen sich so unterschiedlichen Themen und Persönlichkeiten wie Klavierspielen, Diskokultur, zeitgenössische Tonkunst, Rock-und Popmusik, Niklas Luhmann, Wolfgang Rihm oder den Scorpions. Urmetzer wechselt virtuos zwischen Stilen, Gattungen und Formen, zwischen wissenschaftlicher und künstlerischer Rede, zwischen rationalem, poetischem oder gar surrealem Tonfall. Ein im Umfang bescheidener Text wie diese “Fußnoten” könnte seinen “Fünf Beiträgen zur Musikkultur unserer Zeit” (so der Untertitel) im Sinne einer Rezension nicht ansatzweise gerecht werden, soll aber hinweisen auf ein exquisites Lesevergnügen, das sich der allenthalben um sich greifenden “Verdummung von Sprache und Denken” entzieht.
Werner M.Grimmel
Reinhold Urmetzer, Ästhetik Bd.3 (Musikbuch) – Fünf Beiträge zur Musikkultur unserer Zeit (ISBN 978-3-8391-9496-6)
232 S., 38,50€
Inhalt
Das vergebliche Tummeln der Misstöne in der Krise
Öl – Was bleibt uns vom Absoluten?
Klavierspielen
Über Stil, Künstlichkeit und Spiel
Postmoderne
Wer das Buch direkt bei Alexey Chibakov in der edition weissenburg bestellt (mail@ edition-weissenburg.de), erhält ein vom Autor signiertes Exemplar. Auf Twitter findet ihr ein Cover-Foto.
Vgl. auch das Interview Nr.154
Inhalt gesamt Nr.91