213 Antwort (auf Nr. 207 und 212)
Das Cusanus-Gebet im Blog Nr.207 wird immer wieder einzeln angeklickt. Als wollte man einen Kommentar von mir erzwingen, weil man mittlerweile weiß, dass ich eine solche Reaktion gelegentlich zum Anlass nehme, mich wieder zu einem solchen Text zu äußern.
Das Gebet ist tatsächlich nur von mir geschrieben und sonst niemandem. Kein Gedanke ist von Cusanus oder von ihm inspiriert. Ich denke sogar, dass Cusanus mit manchem darin nicht einverstanden gewesen wäre. Zum Beispiel dass es eine vorgeburtliche Existenz außerhalb des Mutterleibes geben kann, was die Karma-Buddhisten und Hindus glauben. Auch mache ich den Fehler, dass ich Gott eingrenzen, definieren will mit Festlegungen (du kennst mein…), obwohl ich als ein Anhänger der negativen Theologie am besten mich gar nicht dazu äußern sollte. Denn jede Äußerung ist eine Festlegung, die irgend einmal wieder als Interpretation oder Beschreibung falsch, veraltet und unvollkonmen sein wird.
Ich weiß auch nicht mehr, wie und wann und wo mir das Gebet eingefallen ist. Wahrscheinlich bei einem meiner morgendlichen Spaziergänge. Dann geht mir so vieles durch den Kopf, manchmal ein Thema, ein Problem, manchmal nur ein Wort oder eine Melodie, manchmal aber auch alles durcheinander und ich weiß nicht wohin damit. Bruchstücke sammeln sich im Handy und ich arbeite sie nach und nach ab in dem Maße, wie ich Energie und Laune habe. Ich speichere und warte ab, bis der Text zur inneren Logik des Blogs passt, denn das ist mir wichtig: Dass auch der Blog eine Struktur, eine innere Dramatik, ein Drehbuch quasi besitzt wie alles in unserem Leben. Selbst wenn gelegentlich Gegensätze dabei aufeinander prallen müssen.
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Im “Jugend”- Gedicht steckt ebenfalls viel von meiner Seele, meinem Denken, meinen Erinnerungen. Die Hippiezeit war eine schöne Zeit voller Erfahrungen, Neuheiten (das ganze asiatische Denken überflutete einen) und Erinnerungen. Ich habe diese Modeströmung, denn das war sie gewiss, vielleicht sogar wieder ausgehend von der Musik (Musical “Hair”) in Österreich kennengelernt auf einem Musik-und Kultur-Festival in der Nähe von Klagenfurt (“Ossiacher Musiktage”). Es fand jedes Jahr im Sommer statt und ich war einige Male mit Hilfe eines Stipendiums dabei. Robert Jungk veranstaltete eine Zukunftswerkstatt, die er zuerst in Kalifornien eingeführt hatte, ich war zeitweise sein Assistent; Friedrich Gulda gab illustre Interpretations-Kurse für alle und spielte jeden Abend aus Bachs “Wohltemperiertem Klavier“. Es gab Popmusik und Jazz, Tanz und Theater und illustre Vorträge von speziell ausgesuchten Einflüsterern.
Und dann noch die vielen rauchenden und schmauchendem und meditierenden Hippies in den umliegenden Wäldern! Auch richtig Verrückte gab es: “Ich bin das Loch, in das alle fallen“, sprach er und trompetete weiter. Hier habe ich das Zen-buddhistische Meditieren, Free Jazz aus Wien, Weltmusik und noch vieles andere Nützliche kennengelernt, das meinen Horizont sehr geweitet hat für die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Welt. In Deutschland gab es das alles nicht. Dort war die Gesellschaft fast schon bürgerkriegsähnlich erstarrt im RAF-Taumel. Über oder neben allem im Hintergrund die Meisterdenker Herbert Marcuse, Erich Fromm, der Dalai Lama etc.
Was für ein schöne Versprechen, wenn man in seiner Jugend mit “Du kannst es, Du darfst es, Du machst es” aufwächst und auch von diesem optimistischen Elan überzeugt ist. Denn der Vietnamkrieg ging zu Ende, mit den Spontis und späteren Grünen gab es sogar ein politisches Sprachrohr, das immer größere Bedeutung erlangte. Nicht zuletzt hatte sich auch die sexuelle Revolution durchgesetzt, wenn auch mit Kollateralschäden, an denen viele Kulturen unserer Welt mittlerweile bis heute noch leiden. Dann kamen die pessimistisch-apokalyptischen 80er Jahre: No Future! war an den Wänden und Mauern der Stadt zu lesen. Atomkrieg UdSSR-USA, Umwelt-Desaster, Sela Psalmenende… Was für ein trauriger Wahlspruch für eine heran wachsende Jugend. –
Auf besondere Anfrage und damit keine falschen Gerüchte in die Welt gesetzt werden noch einmal: Ich war kein 68er auf Demonstrationen oder mit Anarcho-Stern, sondern eher ein Hippie. Kein ganzer oder halber, ich war eigentlich von allem etwas. Nicht immer, aber oft. Heute bin ich ganz postmodern weder noch, das heißt gar nichts mehr (nachzulesen in meinem frühen Blog Nr.2, ganz unten, jetzt auch in Englisch!). Auch der im Gedicht angesprochene S. gab es. Er war zwar kein schöner Araber, wie da geschrieben steht, sondern ein Ãgypter. Aber auch ihm verdanke ich viel bis auf den heutigen Tag. Was Freundschaft sein kann und was nicht.