254 Hörbücher IV-VI
Einführung
(Biografisches 1)
Das Hörbuch IV setzt sich aus Texten zusammen, die alle in den Jahren um 1985 entstanden sind. Ich hatte meine ersten Sporen verdient als Journalist für Zeitungen und Zeitschriften. Mein Stil, meine Sprache, mein Wissen und meine Formulierungskunst fanden allgemeine Zustimmung. Angebote, im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung, der FAZ, dem Wiener Standard und etlichen anderen zu schreiben, folgten. Ich testete sie alle eine Zeit lang, wie es mit der Bezahlung und den (eher schlechten) Arbeitsbedingungen als “fester Freier” wäre und traf dann meine Entscheidungen. Treu geblieben bin ich dem Kulturteil der Stuttgarter Zeitung (Horst Koegler, Wolfgang Ignée), der Deutschen Presseagentur dpa ( Sibylle Peine) und der Berliner taz (Christiane Peitz, Arno Widmann). Abgelehnt habe ich die Mitarbeit im Feuilleton der FAZ. Taz und FAZ schienen mir damals noch nicht kompatibel. Gerhard Stadelmeier , später leitete er ebenso autoritär und besserwisserisch die Abteilung Theaterkritik der Frankfurter Allgemeinen, war damals noch einer meiner vorlaut-herrischen und eher unangenehmen Chefs im Feuilleton der Stuttgarter Zeitung.
Treu geblieben bin ich auch Ingrid Herrmann und den beiden Fachzeitschriften des Schott-Verlags. Im „Orchester“ verfasste ich für die deutschsprachigen Opernhäuser samt ihren Orchestern tief schürfende, ja fast schon ästhetizistische Opernrezensionen. Die „Neue Zeitschrift für Musik“, ebenfalls ein führendes und einflussreiches Blatt in der Musikszene, beschäftigte sich mit Musik und Kultur im weitesten Sinne. Es ist von Robert Schumann gegründet worden und wusste seinen Ruf erfolgreich zu verteidigen.
Parallel zu diesem journalistischen Erfolg und Ansporn begann ich auch, für befreundete Malerinnen und Maler der Bildenden Kunst Einführungen zu ihren Ausstellungen zu schreiben und sie wie in einer Live-Performance vorzutragen.
Das freie literarische Schreiben startete ich um das Jahr 1985 im Winter in Venedig. Der Text: „Engel und Götter“ ist unter dem starken Einfluss der postmodernen Welt, mit der mich der Architektur-Student Claudius Homolka, eben erst aus den USA zurück gekehrt, bekannt gemacht hatte. Im Sommer darauf folgte unter Vermittlung Erhard Karkoschkas ein Vortrag in der Stuttgarter Musikhochschule anlässlich eines Neue Musik-Kongresses: „Das vergebliche Tummeln der Misstöne in der Krise“. Veranstalter war die Gesellschaft “Musica Nova”. In diesen Text hatte ich auch einige Teile meiner Gedanken zum Pluriversum eingebaut, die alle um die aus Frankreich stammende neue Mode des Poststrukturalismus kreisten.
Mehr und mehr entstanden auch freie Texte, die sich mit meiner Lebenswirklichkeit als 35jähriger junger Mann beschäftigten und nicht zuletzt auch die düsteren 80er Jahre in den Begriff zu fassen versuchten. Alles war unheilschwanger: Popkultur, Popmusik, Politik, die Philosophie. Man redete vom “Ende der Geschichte” und befürchtete einen Atomkrieg oder Kollaps der ÖkoSysteme. Fast schon eine bleierne Schwermut hatte auch mich erfasst, gespeist nicht zuletzt von persönlichen Schicksals-Schlägen und Abschieden, die mir immer sehr nahe gegangen sind.
Dennoch spiegeln die Texte nie nur meine ganze Person wider. Sie sind ebenso sehr Fiktion, Erfindung, Kunst. Ich bin es und ich bin es nicht. Das schreibe und sage ich auch immer wieder an dieser Stelle. Es geht mir um Impulse und Anregungen; nicht um Biografisch-Spektakuläres. Die Erzählungen im 1.Teil des Hörbuches IV geben zwar eine Zeitstimmung wider, die sich sogar bis heute gehalten, wenn nicht sogar verstärkt hat. Die aber dennoch nicht meine Existenz in ihrer Gesamtheit haben erfassen können. Vor allem die Zusammenstellung und Auswahl unter dem Titel „Alphaville“ (Hörbuch V) sieht und zieht nur das Düstere der Zeit daraus hervor. Inspiriert haben mich dabei englische Gruppen wie Joy Division, The Cure, Dexys Midnight Runners und andere New Wave-Bands, die tatsächlich zu reinen Neo-Existentialisten geworden waren und mich als jungen Rockmusik-Kritiker der Stuttgarter Zeitung in Live-Konzerten sehr beeindruckten.
„Künstliche Texte“(Hörbuch IV/Teil 2) versucht eine Einführung in meinen Stil und mein Denken zu geben, das sich immer mehr von meinem langjährigem philosophischen Mentor und Lehrer Karl Otto Apel abwendete und dem französischen Stil und Denken anzunähern versuchte. Nicht zuletzt stand ich auch bald unter dem Einfluss von Interview-Partnern wie Jean Pierre Dubost, François Lyotard, Wolfgang Rihm und anderen. Während die Reden und Essays manchmal mit übermütigem Spott und hintersinnigem Humor das Schlechte und Stagnierende von Zeit wie Kultur kommentierten und zu hinterfragen suchten, sind die Erzählungen in ihrer gelegentlich zynischen Lapidarität eher beeinflusst von der amerikanischen Pop-Art und den Underground-Poeten dieser Welt.
Hörbuch VI ist eine Verbeugung vor meinen beiden Lieblingsautoren: Henry James im Bereich der Belletristik und Maurice Blanchot mit einer neuen Gattung zwischen Essay und Fiktion(Belletristik), für die es noch keinen Namen gibt.
Zu den großen Sternen um die Jahrhundertwende um 1900 zählen natürlich auch Thomas Mann(Belletristik), Marcel Proust und James Joyce(experimentelles Schreiben). Für mich waren jedoch nur die beiden erst genannten Weg weisend, was Stil und Denken betrifft. Was die allgemeine Ästhetik angeht ist es bis auf den heutigen Tag Umberto Eco geblieben. Nicht zuletzt auch in der Mischung der Gattungen und Formen. Unübertroffenen darin sind m.E. immer noch auch Jean Baudrillard und Jacques Derrida.
Die Hörbücher sind erhältlich demnächst im Buchhandel und Internet. Signiert gibt es sie auch beim Verlag. Weitere Angaben sind unter den Website-“Mitteilungen” zu finden.
Lesetipps: Henry James, Prinzessin Casamassima (auch Vorlage zu meinem Hörbuch I, Das ägyptische Boot); Maurice Blanchot, Thomas der Dunkle; Umberto Eco, Der Name der Rose.