Mitteilungen 11.01.2017
11.Januar 2017
Habe ein schönes Zitat bei Robert Musil gefunden, das mir aus der Seele spricht, wenn ich immer von “stockendem Lesen” rede. Dass man bei meinen Blog-Texten nicht die Geduld verlieren solle. Dass auch nicht immer alles auf einmal gelesen und verstanden werden soll. Abschnittsweise lesen! Vielleicht sogar nur einen einzigen langen Satz zerlegen wie in Latein. Ich liebe lange Sätze!
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Nur ganz schlechte Romane, so bemerkt Robert Musil 1926, könne er rasch und bis ans Ende lesen.
“Wenn ein Buch aber wirklich eine Dichtung ist, kommt man selten über die Hälfte hinaus; mit der Länge des Gelesenen wächst in steigenden Potenzen ein bis heute unaufgeklärter Widerstand. Es ist nicht anders, als ob die Pforte, durch die ein Buch eintreten soll, sich krampfhaft gereizt fühlte und eng verschließen würde”.
Man glaube sich, sagt Musil, einer Operation unterworfen: “Man fühlt, jetzt wird ein Nürnberger Trichter an den Kopf gesetzt, und ein fremdes Individuum versucht, seine Herzens- und Gedankenweisheit einem einzuflößen; eigentlich kein Wunder, daß man sich diesem Zustand entzieht, sobald man nur kann!” (1926)
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Rihms “Reminiszenz”, ein Auftragswerk zur Eröffnung der Elbphilharmonie für Sänger und Orchester nach einem Text von Hans Henny Jahnn, wird heute in Hamburg uraufgeführt.
“Es ist, wie es ist, und es ist fürchterlich”, schreibt Jahnn.
Mein Interview-Buch mit Rihm wird enden: “Alles geht, ja, aber manches ist trotzdem furchtbar!” -Rihm spielt auf die Alles-geht-Philosophie des Schweizer Philosophen Paul Feyerabend an.