Mitteilungen 21.11.2016
21.11.2016
Wieder zurück!
Wieder zurück und schon eine nette Begegnung! In der Straßenbahn ein junger Mann vor mir. Er macht ein Buch auf, beginnt zu lesen – tatsächlich, das Kommunistische Manifest!
Entschuldigung, sage ich, darf ich Sie etwas fragen? – Ja gerne. – Warum lesen Sie das?
Wir kommen ins Gespräch. Nein, er ist kein Kommunist, auch kein Anti-Kommunist.
Ich freue mich und antworte: “In Ihrem Alter haben wir fast alle das Kommunistische Manifest zu lesen versucht. Verstehen sie es überhaupt?”
Er hat erst damit begonnen. Ich bin, erkläre ich, eine aussterbende Gattung. Meine Arbeit sei immer noch das Lesen solcher Texte, das Schreiben, sogar das Schreiben mit Handschrift gelegentlich.
Aber ihr jungen Leute, sage ich lächelnd und provozierend, ihr könnt weder lesen, noch schreiben mit Handschrift, noch Handschrift lesen, Entschuldigung.
Wir sprechen über unsere Erfahrungen mit den kleinen Taschen-Computern, der Begriff Handy passt einfach nicht mehr, er ist ein Euphemismus (googeln!), über die verkürzte Kommunikation der Zeitgenossen, dass sie gerade nur noch zwei BlogSeiten lesen können, sich ansonsten ganz nur noch der Macht und dem Terror der flimmernden Bilder und Tele-Nova-Unwahrheiten ausliefern lassen. Und dass ich meine Texte dennoch meist in solche Geräte diktiere.
Es waren nur wenige Haltestellen, die unser Gespräch dauerte. Die Leute in der Straßenbahn sehen uns etwas befremdlich an. Ich musste aussteigen, doch beide waren wir erfreut über diese Begegnung. Im Kommunistischen Manifest stecken viele Wahrheiten und Unwahrheiten, sage ich und verabschiede mich.
Dass es noch solche Menschen wie mich gibt, dass es aber auch noch junge Menschen gibt, die sich wie wir früher die Mühe machen, sich das Wissen und die Wahrheiten der Vergangenheit anzueignen, zu prüfen, ob sie für die Gegenwart und vor allem für die Zukunft noch geeignet sein könnten. – Die gibt es tatsächlich immer noch! Ich freue mich sehr darüber.