Mitteilungen 26.09.2016
26.9.2016 Fatima/Portugal
Die zwei Wochen in meinem Refugium in Fatima waren sehr produktiv. Ich habe jetzt alle Rihmgespräche vom iPhone transkribiert und redigiert. Das Gespräch wird chronologisch und nicht nach Themenschwerpunkten abgedruckt werden. Das heißt auch kreuz und quer, wie ich es bevorzugt habe.
Dann habe ich 3 Hörbücher besprochen im Refektorium dieses klösterlichen Gästehauses (weil die Akustik hier so gut ist!). Ich habe eines meiner allerersten Bücher komplett auf Band gelesen. Es ist noch nicht veröffentlicht, ist aber gut gealtert und enthält informative Beiträge, die immer noch lesens-bzw.hörenswert sind.
Vielleicht wird es auch eine gedruckte Sammlung in Buchform davon geben.
Buch 1 (Das Pluriversum) ist eine Sammlung mit Vorträgen und Aufsätzen zu Poststrukturalismus und Philosophie. Buch 2 (Der junge Mann) enthält eine Reihe von fiktiven Erzählungen und Kurzgeschichten, und in Buch 3 bringe ich Lyrikübersetzungen und Nachdichtungen der englischen Band Roxy Music. Aber Achtung, immer wieder muss ich das sagen: Band 2 und 3 sind Kunst, also Fiktion! Nicht immer so schnell auf meine persönlichen Befindlichkeiten schließen. Es mag Biografisches in allen meinen Texten vorhanden sein, aber Vieles geht auch ganz eigene neue und fremde Wege, die wenig mit mir zu tun haben. Dies gilt genauso für etliche meiner Blog-Beiträge.
Ich habe Rückmeldungen erhalten, dass meine Stimme anscheinend gerne gehört wird; die Henry James und Blanchot-Bearbeitungen im Blog gibt es bereits zu hören. Für den SDR 2 habe ich früher auch Sendungen gemacht, z.B. ein Interview mit Karel Goeyvaerts in Brüssel oder einen Bericht über die Tage für Neue Musik in Metz, so dass ich in der Übung bin. Die Hörbücher werden mit Musik meiner Klavierstücke “dekoriert” oder aufgepeppt, damit sie nicht gar zu einseitig und ” trocken” sind. Es wird mehr als 4 Stunden Sprache sein! Wenn ihr dann nicht im Delirium seid!? – Wohl bekomm’s!
Ich habe früher auch bei meinen Vortrags-Veranstaltungen in Galerien etc. die Erfahrung gemacht, dass etliche Zuhörer, vor allem auch Zuhörerinnen, die Augen geschlossen haben und so quasi in einem meditativen Zustand meinen Ausführungen gefolgt sind.
Weiter habe ich hier in Fatima an meinen Blogbeiträgen zu Sextus Empirikus gearbeitet und sie fast fertig gestellt. Neu beschäftigt mich jetzt das Thema “Sprache und Schrift”, dass selbst Platon schon im “Phaidros” kritisch die Glaubwürdigkeit von Schrift in Frage stellte und deshalb das Gespräch, in seinem Fall den Dialog, bevorzugte.
In der Musik habe ich einen Kontakt mit der brasilianischen Opern-Sängerin Fernanda Girardini in München herstellen können, die vielleicht die portugiesische Übersetzung des Thetis-Liedes interpretieren und uraufführen wird.
Ebengleiches Lied wird jetzt im Oktober von NatáLia Bálint und Evgeny Alexeev in englischer Sprache und mehr als Popsong, also ohne Geige und moderne Klavier-Zwischenspiele, einstudiert.
Beide haben übrigens letzten Monat in Ungarn geheiratet. Herzlichen Glückwunsch!
Gefreut hat mich auch der Mailkontakt mit der Malerin Anne Weiß, die mir dringend den Besuch einer von ihr vermittelten Ausstellung in Stuttgart mit dem Maler Martin Ledesma aus Barcelona ans Herz gelegt hat. Er würde ebenso mit der Wirklichkeit spielen wie ich.
Wobei ich zurückgeschrieben habe und einen Kommentar des Schriftstellers Ludwig Harig dabei zitierte, den er mir über mein “Musikbuch”(Ästhetik Band 3) in einem Brief geschrieben hat, ich würde zur Zeit eher “mit der Sinnlosigkeit spielen”.
Morgen geht’s wieder zurück nach Deutschland und an alle deshalb ein freundliches Willkommen daheim!
Ich füge noch drei mir sehr ans Herz gewachsene Fotos bei aus Nazaré: Sie spiegeln sehr schön auch in einer gewissen Schatten-Melancholie mein neues künstlerisches Thema der “Ankommenden Schiffe”. Nach den “Abfahrenden Schiffen”, die mich jetzt eine lange Zeit, fast schon drei Jahre lang, beschäftigt haben(ein Kapitel meiner Prosagedichte ist sogar danach benannt), geht es nun um das “Ankommen” – ich weiß noch nicht, ob das Ankommen gut oder schlecht ist.