307 Über Isosthenie (Nachtrag)
Noch einen letzten Gedanken zum Thema Isosthenie und Sprachphilosophie will ich anführen, der auch bei Sextus Empirikus angedeutet wird: Es gibt das Leben eines Philosophen, die Lebensform des Philosophierens, des Denkens und Schreibens. Mit ausgeprägten geistigen Interessen.
Und es gibt auch (bedeutend häufiger) das Leben des Nicht-Philosophen, das alltägliche Leben mit Essen, Trinken, Schlafen, Arbeiten. Diese Spezies Mensch braucht sich keine Gedanken zu machen. Sie mag ihr Leben weiter leben wie bisher, auch wenn Unverständnis und Fremdheit wie Feindschaft gleich um die Ecke sich gegenüber stehen, sich bekämpfen. Aber auch Elefanten und Giraffen, Löwen und Tiger und Vögel und Ameisen stehen sich fremd gegenüber und gehören, also leben doch auch zusammen.
Paul Feyerabend, mein geschätzter Philosoph und Ideen-Geber in dieser Alles-geht-Problematik, hat einmal auf meine Interview-Anfrage für die Berliner taz freundlich per Postkarte aus Zürich geantwortet, die Philosophie sei gar nicht so wichtig, dass man ein Interview darüber machen müsste. Und das Interview für die taz war damit abgesagt. Obwohl ich ihn mit meinem in eben dieser Zeitung gerade erst veröffentlichten Lyotard-Interview gelockt hatte.
Scheinbar gab es auch bei diesem einflussreichen Philosophen mit einem Lehrstuhl in Kalifornien (Marcuse – Nachfolger) Dinge, die ihm wichtiger waren als die Philosophie. Derrida würde ironisch lächelnd sagen: zum Beispiel das Schweigen. Damit ist Derridada, der französische Dada-Künstler-Philosoph, gar nicht so weit von Sextus Empirikus entfernt. Wenn alles geht…
Alle Bücher von Reinhold Urmetzer in Nr.282