328 Über Wahrheit und Wissen
Das Fundament des Wissens ist der Glaube. Glauben im Sinne von Für-wahr-Halten: der Glaube an die beweisbare Wahrheit und Richtigkeit des Wissens. Also ist letztlich alles Glauben – Glaube wie Nichtglaube – oder auch beides als Fundament und Auslöser zu einer Handlung, einer Entscheidung, ohne dass man die Handlungsentscheidung meist überdenkt und in Worte fasst.
Der Glaube im Sinne von Für-wahr-Halten und Nicht-beweisen-Können beruft sich zuweilen auf eine (göttliche) Offenbarung. Die Wahrheit von Wissen als ein Beweisen-Können beruft sich auf die mathematische oder empirische Richtigkeit als Wahrscheinlichkeit.
Und die Mathematik ist so klug und weise, nur im Unendlichen eine Übereinstimmung der beiden (Wahrheit und Wahrscheinlichkeit als Asymptote) zu postulieren. Diese Unendlichkeit existiert jedoch tatsächlich! Die Mathematik arbeitet damit erfolgreich als feste Größe im Unbekannten. Es gibt dort sogar die „Unendlichkeit der Unendlichkeit“.
Die Unterscheidung von beweisbarem Wissen und Glauben als Offenbarung mittels heiliger Bücher oder Zeugen hat Thomas von Aquin (1225-1274), der Hausphilosoph des Vatikan bis in die Gegenwart hinein, eingeführt. Unterschiedliche Wissenschaftler, auch Naturwissenschaftler, haben sich dieser Theorie (Theorie?) angeschlossen. Wobei je nach der persönlichen Einstellung und subjektiven Brille Wissen als Wahrscheinlichkeit oder Wissen als Offenbarung überzeugender sein kann.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Steine reden werden, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt des Wissens sehr gering. Die Wahrheit einer Offenbarung, dass Steine sich aus sich selbst heraus bewegen werden können, ist ebenfalls zum jetzigen Zeitpunkt sehr unglaubwürdig. Auch wenn in bestimmten Religionen, etwa im Hinduismus, dergleichen geglaubt werden mag.
Aber sub species aeternitatis , wie die Lateiner sagen, unter dem Aspekt der Ewigkeit: Wer weiß, was in 1000, in 10.000 Jahren noch alles möglich oder unmöglich, noch alles wahr oder unwahr, glaubwürdig oder unglaubwürdig sein wird?