32 Caesar und Cicero
Cäsar und Cicero
Ich drucke an dieser Stelle einen Brief Caesars an Cicero ab. Beide waren eine gewisse Zeit lang miteinander befreundet; im für Caesar siegreichen Bürgerkrieg waren sie später dann Gegner. Cicero wurde jedoch überraschend schnell von Caesar begnadigt,gehörte aber weiterhin zu seinen schärfsten Kritikern.Im Namen der Republik und um eine Diktatur zu verhindern unterstützte Cicero auch das Attentat auf Caesar, um schließlich selbst Opfer der Proscriptionen nach Caesars Tod zu werden. Wer den Kopf eines zur Verfolgung ausgeschriebenen Gegners ablieferte, wurde vom Staat( Marcus Antonius) finanziell belohnt.
Cäsar hat Cicero gelegentlich in dessen Landhaus bei Frascati in den Albaner Bergen besucht (und sogar „ein Vomitiv genommen“, d.h. es wurde in diesem Gelage tüchtig gefeiert und gezecht). Im intellektuellen Wettstreit hat er sogar eine sprachlogische Schrift „Über Analogie“ (im Stil der stoischen Schule) gegen Cicero veröffentlicht, die verloren gegangen ist. Sein bekanntestes Werk ist das nicht sonderlich lesenswerte Buch über seinen Krieg in Gallien.
Immerhin muss man sich vorstellen, dass Caesar bereits 55 v.Chr. mit einem riesigen Heer über die Alpen gezogen, sogar bis nach Britannien gelangt ist, dann weit im Süden Ägypten eroberte, damals noch eine wichtige Provinz Großgriechenlands, mit der ägyptischen Königin Kleopatra nach neunmonatiger Liebschaft einen Sohn namens Caesarion hatte, um dann schließlich doch angeblich von seinem unehelichen Sohn Brutus erdolcht zu werden. Ein weiterer diesmal Adoptivsohn, Oktavian, 19 Jahre jung, der sich auch um Ciceros Freundschaft bemüht hatte (und umgekehrt) wurde sein Rächer und Nachfolger. Nach etlichen Kriegen war er als Kaiser Augustus der mächtigste Herrscher der Welt und er brachte Rom eine lange Friedenszeit, in welcher auch Jesus Christus im fernen Galiläa (heute Israel und Palästina) geboren wurde und gelebt hat.
Die hier zitierte Stelle ist ein Brieffragment aus dem Jahre 49 v.Chr., fünf Jahre vor Caesars Tod. Es gefällt mir so gut wegen dem komplexen Satzbau (fast nur ein einziger langer Satz) und der direkten Werbung um die Freundschaft eines geistig führenden, politisch aber unterlegenen Gegners.