286 Wieder gelesen: Zum Stand der Dinge
Zwischenbilanz
Bald wird mein 300. Blogbeitrag fertig sein! Statt mich wie gewohnt mit Büchern oder Zeitungsartikeln zu befassen hatte mich Alexey Chibakov überredet, einmal das Blog-Schreiben zu starten. Nach meinen TwitLonger-Beiträgen hatte er das Gefühl, dass ich mehr schreiben wollte und müsste und er hat mir diese für mich ganz neue Kommunikationsform eingerichtet. Danke Alexey! Ich war neugierig und beeindruckt von dieser Form und Technik der Kommunikation, dieser neuen Art von Artikel-Schreiben.
Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Ich bin auch überrascht, mit welcher Energie, mit welchem Elan und mit welcher Leichtigkeit ich diese Texte zu Stande gebracht habe und dass mir immer wieder neue Ideen eingefallen sind. Nicht zuletzt gehen sie meist auf Anregungen, Bemerkungen oder kritische Einwände von Menschen in meiner nächsten Umgebung zurück.
Ich spiele zwar gelegentlich auch pseudo-biografisch mit einem fingierten Du (etwa in den Seneca nachempfundenen Lucilius-Briefen), das man in meiner näheren Umgebung nicht finden wird. Doch die Anregungen und Ideen stammen alle aus meiner Lebenswirklichkeit. Auch wenn ich es durchaus nicht immer bin, der beschrieben wird oder sich äußert. Wenn ich den diskursiven Rahmen verlasse, wenn Kunst oder literarische Fiktion ins Spiel kommen, bin ich manchmal ein Anderer. Also aufpassen mit eurem Urteil über mich und meine Befindlichkeiten!
Überraschenderweise ist einer meiner ersten Aufsätze überhaupt: „Vorhut, Vorhaut, Vor-was?“ (im Blog die Nr.9), wieder angeklickt worden. Ich lese ihn mit Interesse noch einmal durch und stelle fest, dass sich gewisse Grundsätze meines Denkens, Maximen meiner Lebensform und philosophische Überzeugungen als konstant erwiesen haben bis in die Gegenwart hinein.
Abgesehen von dem manchmal fast übermütigen Schwung des Beginns, den man in den frühen Aufsätzen leicht finden wird, haben sich folgende Punkte als konstant erwiesen:
1 Sprachphilosophische, auch auf Wittgenstein zurūck gehende sprachskeptische Gedanken, die sich bis in die Kommunikationstheorie hinein auswirken. Das bezieht sich auf die vielen neuen Smartphone-Komplikationen, die mich an der Kommunikabilität mancher Zeitgenossen zweifeln lassen. Der Neurologe Joachim Bauer aus Freiburg spricht mittlerweile sogar schon von einer dadurch hervorgerufenen neuen Seuche, d. h. von einer sehr verbreiteten und tief gehenden Krankheit, die er auch als klinischer Psychologe immer wieder diagnostizieren muss.
Es geht um das Verstehen und um die Verständigung. Es geht um reduziertes (verkürztes, verkümmertes) Denken, Schreiben, Sprechen auch mithilfe der neuen Kommunikationsgeräte und ihrer Reizüberflutung. Verkümmert die Sprache, dann verkümmert das Denken; es verkümmert der Mensch (ich wiederhole mich; es ist jedoch mein Lieblingssatz).
Es geht um die Sprachlosigkeit und um die existentielle Fremdheit der Menschen untereinander, die sich nicht mehr begegnen können, geschweige denn zu einer Beziehung, zu einer verantwortungsbereiten Liebe jenseits des Begehrens fähig sind. Die schließlich sogar tot in ihren Apartments liegen und niemand nimmt sie wahr.
Und dies alles trotz der heftigen kommunikationstherapeutischen Wellen in den Siebziger Jahren, die mit ihrer Gefühlsintensität doch das Gegenteil anstrebten und sogar erreichen konnten.
Es werden dabei in meinem Aufsatz direkt angesprochen junge Freunde einer anderen Generation, die ich bis heute oft noch kenne und kontaktiere, und es geht auch um meine Kommunikations-Probleme mit diesen jungen Leuten, die ich voller Neid und auch Sorge so unbeschwert dahin leben sehe.
2 Nahe liegend ist natürlich dann für dieser Zielgruppe die Sinn-Frage: Wie heutzutage leben? Wie eine und vor allem welche Lebensspur spuren? Finden? Welcher folgen? Als nächster Schritt, ebenfalls sehr nahe liegend, dann die Frage nach einer Begegnung, Beziehung, nach Liebe. Was ist Liebe? Welche Form, welche Aufgabe haben in einer Beziehung, in einer Partnerschaft Liebe und Lust?
Diese Thematik, anfänglich noch von mir als Buchveröffentlichung im Konkursbuch-Verlag gedacht, habe ich dann im Blog immer wieder aufgegriffen, insbesondere die Kommunikationsfähigkeit, die Liebes- (Un)Fähigkeit der Männer auch untereinander thematisiert in Abgrenzung zum sexuellen Begehren, zu geistiger Liebe, Verliebung und Lust.
Diese Fragestellung scheint mir mittlerweile in meinen Untersuchungen und Forschungen an einem Ende angelangt zu sein mit folgendem Ergebnis :
Ich bin zu der Überzeugung gelangt (und ich schließe mich damit auch immer mehr der Ethik der Stoa an), dass man ein Leben nicht ausschließlich nur auf Lust, Vergnügen, Spaß und Ablenkung gründen kann.
Im Gegenteil: Dass das Soziale, die Menschen um einen herum, das Nest mit seiner voll umfänglichen Verantwortung allem und allen gegenüber(Junge, Alte, Kranke, Gesunde etc.) bedeutend wichtiger und nachhaltiger wird für den Lebensweg als nur kurze und flüchtige Vergnügungen; zum Beispiel der Austausch von Körperflüssigkeiten, wie ich gelegentlich den Geschlechtsverkehr ironisch benannt habe. Selbst Wilhelm Reich, der Ur-Vater einer Lust-und Orgasmus-Therapie, nennt den Orgasmus „Liebende Umarmung“. Sex ist auch bei ihm, allen Missverständnissen zum Trotz, mehr als nur eine ONS-Begegnung, eine Kopulation kopulierender Körper.
3 Geblieben ist in meinen Texten dennoch das Spiel mit sexuellen Reizworten, um die Leute bei Laune oder bei der Stange zu halten (Entschuldigung). Dazu gehört auch eine gute Portion Humor und Ironie, auch Persiflage, wie ich sie nicht zuletzt in der Berliner „Tageszeitung“ angewandt habe. Immerhin war damals deren Leitspruch parallel zur französischen „Liberation“: Wenigstens einmal beim Lesen einer Zeitung sollte der Leser lachen können.
4 Antikes Denken: Das intensive Suchen in der Vergangenheit nach Antworten auf Probleme und Fragen, die in der Gegenwart neu und immer wieder gestellt werden und die auch in der Vergangenheit schon gestellt worden sind. Ich nenne dies das anamnetische Vorgehen, und allen denjenigen, die meine Rückwärtsgewandtheit kritisieren und fragen, warum ich mich mit schon 2000 Jahre alten Problemen herumschlage, sei geantwortet (hallo AH!): Selbst wir suchen in der Vergangenheit unseres Körpers, der Erziehung, der Lebensgeschichte nach Ursachen für unser jetziges Verhalten und finden dieses oft in unserer frühkindlichen Vergangenheit versteckt .Das Gleiche gilt auch für den sozialen Körper, einen Staat, eine Gesellschaft, der sich im Laufe einer Entwicklung bildet, aufbaut, stützt auf Erfahrungen der Vergangenheit, der Kindheit, auf Erlebnisse, Kriege, Schocks und Wunder, Weisheiten der Propheten, der Götter, auf Bücher, Denker oder Künstler.
5 Stil: Schon in diesem frühen Blogbeitrag Nr.9 spiele ich wie auch in meinen Büchern, ganz zu schweigen von meiner Musik gerne mit heterogenen Elementen, mit Brüchen, Kreuz-und-quer-Denken (es gibt auch das Kreuz-und-quer-Leben!), mit inhaltlicher Zerrissenheit, ästhetischen Einschüben, Metaphern, Paradoxien oder abrupten Brüchen. Mit Monster- und Schachtelsätzen, deren Komprimiertheit und Komplexität das stockende Lesen und gerade nicht das leichte (Über-)Lesen provozieren will. Selbst auf die Gefahr hin von Einsamkeit und „Unverständlichkeit“. Die Bildhaftigkeit meiner Sprache ist ebenfalls manchen Leuten ein Problem, sie verstehen die Sprache der Wüste nicht, selbst wenn sie sich darin befinden…
6 Freudo-Marxismus. Man wird immer wieder feststellen können, dass ich mich als argumentative „Letzt-Begründung“ (auch das gibt es) doch sehr oft auf Sigmund Freud berufe. Selbst wenn auch Freuds Theorie nur eine „Theorie“ im Sinne von Lyotards „Erzählungen“ darstellt, so ist sie doch als Impulsgeber, wie man ein Leben leben sollte, nützlich und sie hat sich auch im therapeutischen Sinne bewährt.
Die Frage taucht auf: warum gerade Freud? Ob ich Erfahrungen mit der Freudschen Psychoanalyse gemacht habe? –
Nein. Aber ich erinnere mich an drei Weg weisende Seminare und Vorlesungen zu Beginn meines Philosophie-Studiums bei Karl Otto Apel, einem Weggefährten und Mitstreiter der neuen Frankfurter Schule (Habermas): (1) „Ethik in der modernen Industriegesellschaft„, eine Vorlesung im voll besetzten Auditorium Maximum, beeindruckte mich, weil Studierende aus allen Wissenschaften anzutreffen waren. Dann das Seminar „Verstehen und Erklären“ (2) – die Naturwissenschaften erklären, die Geisteswissenschaftler verstehen (hermeneutisch). Schließlich (3) das Seminar „Wahrheit in der Psychoanalyse“ – die Methodenvielfalt und wissenschaftstheoretische Offenheit Freuds hatte mich ebenfalls gepackt.
Freud war ein Naturwissenschaftler, der mathematisch genau und fast schon biologistisch reduziert seelische Phänomene zu erklären versuchte. Er war jedoch auch ein Geisteswissenschaftler, der mit einer verstehenden Analyse, mit Hinterfragen, Deuten und Interpretieren von lebensgeschichtlichen Zusammenhängen die Seele des Menschen zu ergründen suchte (Seele ist ein geisteswissenschaftlicher Begriff).
Schließlich war Freud auch noch ein Sozialwissenschaftler, der die Auswirkungen seiner Forschungen und Experimente auf Politik und Gesellschaft durchaus einzuschätzen wusste. Der die krank machenden Tendenzen durch das Wirtschaftssystem in seinen fast schon literarisch formulierten Betrachtungen ebenso berücksichtigte wie die allumfassenden Sexualstörungen einer Zeit, in welcher viele Frauen sogar noch ein Korsett tragen mussten. Nicht zuletzt hat er sich in den letzten Lebensjahren nicht gegen die Inversion, wie er es nennt, ausgesprochen. Im Gegenteil: Wer keine Probleme damit hat, braucht nicht therapiert zu werden. Dies hat mittlerweile auch die Gesetzgebung vieler Staaten beeinflusst.
Als Anregung zur Interpretation, zu Diskussion und Nachdenken sind Freuds Gedanken hilfreich, selbst wenn vielerorts Menschen zu ganz anderen Antworten oder Ergebnissen kommen. Aber auch aus einer Negation heraus habt ihr eure Position dann doch schließlich gefunden, die Spur eures Lebensweges, wie ich es immer wieder metaphorisch benenne. Selbst wenn sie antithetisch zu meiner sein mag. Das ist o.k.
7 Vom Marxismus ist bei mir nur recht wenig übrig geblieben, vielleicht am ehesten noch die Entfremdungstheorie durch den all umfassenden und fast schon totalitären Ökonomismus unserer Tage, der fast sämtliche menschlichen Werte zu eliminieren versteht mit Ausnahme des Geldverdienens, unserem neuen Gott für Welt, Kultur und Denken. Dem sich alles unterzuordnen hat. Als Resultat entsteht daraus ein kalter Solipsismus, über den ich auch immer wieder geschrieben habe.
Als Gegenpol zu dieser menschenfeindlichen Vereinzelung („Entfremdung“), die das ununterbrochene Schuften ums Geldverdienen im Hamsterrad eines blindwütigen und scheinbar unbeherrschbar-entfesselten Systems bewirkt, bin ich immer mehr der Überzeugung (ich wiederhole mich), dass das Soziale wichtiger ist als alles andere: die Mischung aus Groß und Klein, Jung und Alt, Mann und Frau, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, möglichst in einem intensiven Austausch miteinander verbunden sowohl der Gefühle als auch der sozialen Spannungen und Verpflichtungen auch dem Körper gegenüber (Puh! Was wieder für ein Satz!).
Dazu gehören wesentlich Werte wie Solidarität, Hilfe, Empathie und Liebe. Liebe weniger im Sinne von Eros als im Sinne der antiken Agape verstanden. Alles andere würde die totale Vereinzelung bedeuten, das Abhängigsein von Maschinen und schließlich auch das Maschinen-Menschen-Dasein zusammen mit gezüchteten, geklonten und maschinell hergestellten Wesen. Wir werden mit Robotern uns vergnügen müssen und werden dabei selbst zu Roboter-Maschinen.
Wir werden uns von unseren Smartphones ablenken lassen, werden selber zu einem hektischen und jederzeit bereit sein müssenden Gerät, das programmiert, weiter entwickelt und gesteuert werden wird. Von wem? – Das bleibt die drängende Frage, die mich bis heute beschäftigt. Wir werden alle Augenblicke auf den kleinen Bildschirm unserer Geräte zu blicken gezwungen sein fast schon wie in einer Sucht, bis schliesslich der Akku ausgeht. Doch wer lädt unseren Akku auf, wenn wir einmal überfordert sind von diesen neuen und allumfassenden Mächten? –
8 Existenzialismus. Ich denke, kein Mensch, der im letzten Jahrhundert aufgewachsen ist, kann sich der Sinnfrage entziehen, die Nachwehen und Nachbeben des 2.Weltkriegs und der Nazi-Diktatur ignorieren. Verdrängen und vergessen kann man sie, je nach Charakter, Bildung und Einstellung, gleichwohl. Aber gerade die französischen Existenzialisten haben sich zusammen mit Martin Heidegger dieser Sinnfrage ganz allgemein schließlich gestellt: Warum ist etwas und nicht nichts? Warum gibt es Leid und Ungerechtigkeit? Warum den Tod?
Albert Camus suchte Lösung und Befreiung in der südlichen Sonne seiner Heimat Algerien und in der Antike, deren Ruinen um das ganze Mittelmeer herum immer noch überall zu finden sind. Es war bei ihm gleichwohl ein Zudecken, Verdrängen, Vergessen. Zumal er Sisyphus als Hauptbeispiel einer gequälten und unglücklichen Existenz schließlich in einer überraschenden Kehrtwendung (Volte) als glücklich darzustellen bereit war. Unsere übervollen Städte seien nur noch Treffpunkte einer großen Einsamkeit, schreibt er an anderer Stelle.
Lesetipp: „Der Fremde“
Jean Paul Sartre hat sich politisiert, versuchte bei einem Besuch die deutschen RAF-Terroristen im Stuttgarter Gefängnis zu verstehen und wurde schließlich sogar ein links-radikaler Maoist. Die christlich orientierten Existenzialisten (auch das gibt es) entdeckten christliche Werte und den Glauben an das Schicksal neu.
Martin Heidegger schließlich flüchtete sich in die Sprach-Kunst und literarisch-hermeneutische Interpretation. Technik nennt er abschätzig „Gestell“, und Herrschaft der Technik ist bei ihm eine „Seinsvergessenheit“. Er fasziniert bis in die Gegenwart hinein die Menschen mit seiner literarischen Sprache und Hermetik, die zu vieldeutigen Interpretationen anregt. Und er hat mittlerweile sogar die Computer- und Internet-Welt der Gegenwart erreicht im kalifornischen Silicon Valley. Lesetipp: „Holzwege“ oder auch „Unterwegs zur Sprache“.
Mir gefallen im Existenzialismus vor allem zwei Aspekte. Einmal das sehr deutlich von Camus thematisierte Phänomen der Fremdheit: Dass die Menschen untereinander sich mit und wegen ihrer unverständlichen bis sogar „absurden“ Handlungen nur immer wieder als Fremde begegnen und sehen könnten. Meine Probleme mit dem Verstehen, der Verständigung und der Sprache gehen ganz in eine solche Richtung. Nur dass ich diese Tatsache eher wertneutral feststelle und sie neugierig betrachte und studiere, so lange ich nicht existentiell davon betroffen bin. Dann ist es jedoch auch bei mir vorbei mit meiner Wertneutralität.
Dass wir eher wie in der Tierwelt unterschiedlich sind mit unseren vielfältig-heterogenen („pluriversen“) Gattungen, Lebensformen und Wahrheiten, die sich fremd und unverständlich gegenüberstehen, lieben, begehren, bekämpfen. Fremd mit unseren Wahrheiten und Alternativ-Wahrheiten wie die Elefanten und Giraffen, die Vögel und Bienen, die Steine und die Ameisen untereinander (ich wiederhole mich).
Der zweite Aspekt, der mir am Existenzialismus gefällt, ist seine deutliche Botschaft: Dass das Leben immer nur ein Leben zum Tode hin bedeutet. Dass der antike Satz memento mori, denke daran, dass du sterben wirst, unser ganzes Leben bestimmen muss, bestimmen sollte.
Das bedeutet: Die Fürsorge für den eigenen Körper, die Fürsorge aber auch für das Du im Menschen um mich herum verbieten jede Art von Schädigung. Schädigung des eigenen Körpers, Schädigung der Menschen durch Krieg etc.
Dennoch bleibt der antike Grundsatz der Stoa, welcher Flaubert zu der Ansicht verleitete, die antike Schwermut sei unübertroffen bis in die Gegenwart hinein, bestehen: No Fear, no Hope – lebe ohne Furcht und ohne Hoffnung. Er bleibt weiter bestehen vor allem für solche Menschen in der Antike wie in der Gegenwart, die an ein Leben nach dem Tod nicht glauben können und das Verdrängen wie Vergessen und die Ablenkung etwa durch Rausch und Konsum deshalb permanent suchen müssen.
*
Mittlerweile habe ich fast dreihundert Aufsätze im Blog geschrieben, die in Buchform veröffentlicht werden sollen, denn für mein Empfinden und meine Generation liest sich ein Buch leichter, schöner und angenehmer, als wenn ich alles auf dem Bildschirm studieren müsste. Auch wenn der Bildschirm hilfreich ist zum schnellen Nachschlagen von Fachbegriffen, zum schnell gegoogelten Wissen. Ob dieses Wissen dann aber auch zur schnellen und Nutzen bringenden Weisheit führen kann, wage ich zu bezweifeln.
In diesem Sinne wünsche ich allen meinen Blog-Lesern und -Leserinnen eine gute Zeit voll Muße, Spannung, Neugierde, positiven Überraschungen, Chaos und Durcheinander, was nicht zuletzt auch ein Aufbrechen, ein Offenwerden einschließt. Intensive Gefühle welcher Art auch immer und neue Erfahrungen sollten dabei nicht fehlen.
Oder seid ihr in eurer Lebenseinstellung doch mehr für die antike Ataraxie, die Gemütsruhe, welche sowohl die Skeptiker als auch die Epikureer ebenso wie die Anhänger der Stoa als Lebensziel propagiert haben? Einverstanden, auch gut. Nur Aristipps Kyrenaiker, die Hedonisten, waren für ein intensives Leben in Leidenschaft und Lust (siehe oben). In der so kriegerischen und Not leidenden Antike hatten sie jedenfalls relativ wenige Anhänger und wohl nur unter den Reichen.
Bleibt also dran! Ich danke euch für eure Treue, Beharrlichkeit und Neugier beim Lesen und Mitdenken. Auch für Rückmeldungen im persönlichen Gespräch. Verzagt bei Verstehensproblemen nicht zu schnell, ich verstehe von vielen Texten um mich herum (um mich herum?) auch manchmal nur 50 %. Das reicht trotzdem und ist effizient.
Vielleicht traut ihr euch auch wieder mehr, die Kommentarfunktion im Blog zu benutzen wie gelegentlich schon geschehen. Alle früheren Kommentare sind leider wegen einem technischen Fehler verloren gegangen.
Ihr seht – geändert habe ich mich noch nicht sehr seit meinem Beginn vor vier Jahren! Auch wenn doch Vieles anders geworden ist in unserer so umbrüchigen Zeit und in unserem Leben.
Valete – Lasst es euch dennoch gut gehen und lebt wohl!
Lektüre: Reinhold Urmetzer, Über die Sinnfrage (2011)
P. S. Das Buch, das alle meine Blog-Artikel sammeln wird, heißt voraussichtlich: Über Verführung – Eine Kulturgeschichte der Zeit. Einen Vorgeschmack darauf gibt es bereits in englischer Sprache: „On Seduction“ bringt die ersten 14 Beiträge aus diesem Blog (ISBN 9783 7439 4502 9); 14.99 als TB, 9.99 als E-Book.
Einführung und Vorstellung aller meiner Bücher im Blog Nr. 282
Die Vorstellung meiner Musik-CDs folgt bald.