Frage: Was lange währt -
Antwort: Es hat tatsächlich etwas länger gedauert dieses
Mal mit der Zusammenstellung des „Musikbuches“. Obwohl so viel Material sich im Laufe
der Zeit angesammelt hatte. Teils lag es an Problemen mit dem Layout und Druck, teils
aber auch an dem aufwendigen Korrekturlesen, das von den Korrektoren schon einiges
an Wissen, Geduld und Konzentration abverlangt hat. Ein Büro in München hatte die
Arbeit ganz aufgegeben, wohingegen sich Elisabeth Spiecker vom ZKM Karlsruhe mit
bewundernswerter Geduld durch die heterogenen und manchmal auch sehr fachspezifischen
Textpassagen hindurchgearbeitet hat.
Um was geht es in Ihrem neuen Buch?
Das Buch enthält
die Summe meiner Erfahrungen, die ich mit Musik machen konnte, als Erfinder, als
Interpret, als Beschreiber, Dolmetscher, Kritiker. Es geht u.a. um‘s Klavierspielen
und um die Neue Musik, um Rockmusik und Begegnungen mit Komponisten wie Stockhausen,
Rihm oder Bussotti, und es geht auch um Schopenhauers Musikphilosophie.
Immer wieder
gibt es aber auch poetische und fast surreale Texteinschübe, welche die Stringenz
des Gesamten brechen und den Text öffnen für andere Zugangsmöglichkeiten.
Sie zitieren
am Ende, quasi als Vorbereitung zum Besuch der „Stahlstadt“, Koryphäen des Musiklebens,
verantwortliche Rundfunkredakteure wie Josef Häussler von den „Donaueschinger Musikfestspielen“,
oder Clytus Gottwald, seines Zeichens zuständig für Neue Musik am Stuttgarter Rundfunk.
Unsere
Wege haben sich des Öfteren gekreuzt. Beide Personen haben einen wichtigen Beitrag
in ihrer Zeit für die Akzeptanz der Neuen Musik geleistet.
Und dennoch proklamieren
Sie im Kapitel über die zeitgenössische Musik das Ende dieser Musikgattung.
Als ironische
Provokation.
Im Stockhausen-
Ich habe bei der Abfassung des Textes sehr intensiv
Baudrillard gelesen und mich von dessen Stil inspirieren lassen.
Nein, keine Kompromisse was die
sogenannte „Verständlichkeit“ meiner Sprache oder das Vermitteln von „Sinn“ betrifft.
Besonders gut gelungen ist mir dies, wie ich glaube, in dem Kapitel über die Rockmusik,
genauer im Abschnitt über die Diskokultur der Gegenwart. Es war in der Bretagne,
wo ich den Text geschrieben habe, in einem kleinen Fischerstädtchen. In der einen
Hand Baudrillards neues Denken und seine ironisch-
Ein Zitat
aus dieser Zeit ziert jetzt die Rückseite des Buchcovers: „Wir sollen tanzen. Das
heißt: mit der Sinnlosigkeit spielen“ und so weiter.
Gerade wegen solcher „delirierender“
oder auch „dekonstruktiver“ Stellen, die in allen drei Bänden Ihrer Ästhetik vorkommen,
unterstellt man Ihnen oft, die Texte seien im Drogenrausch entstanden.
Nein.
Weder
im Drogen-
In meinem Blanchot-
Ja, zum Beispiel in den „Zwölf Sinaitafeln“, einem Text über die Steine von Gracia
Saccitelli. Ich hatte mich im Winter für einige Tage in den verschneiten Schwarzwald
zurückgezogen. Und war sehr verliebt, aber auch sehr verzweifelt. Ich hatte Photographien
von den Stein-
Der Loreleytext,
ein Begleittext zu den „Zwei Blumen“ im „Kunstbuch“, dem zweiten Band der Ästhetik,
ist in direktem Gegensatz zu den „Sinaitafeln“ zu einer rationalen Aufarbeitung und
Anamnese dieser Liebe geworden.
Sie springen in Ihrem Stil und den Gestaltungsmöglichkeiten
immer wieder hin uns her. Vom Rationalen zum Poetischen, vom Surrealen zur Fachwissenschaft,
auch der dadaistische Humor und Zufall kommt dann und wann ins Spiel. Hängt das mit
Ihrer Vorliebe für die Gattung Rede zusammen? Immerhin sind fast alle Ihre Texte
aus einer konkreten Redesituation heraus entstanden.
Vielleicht. Der Habermas-
Aber diese Form von Rede, auch im Sinne der antiken Rhetorik,
praktiziere ich schon viele Jahre lang. Das heißt, ich bin in der Übung, mein Publikum
herauszufordern und zu unterhalten.
Ja. Als Redner schon. Die
Veranstaltungen werden nach einer bestimmten Zeit immer wieder von Live-
Gerade deshalb. Um
zu verblüffen, vielleicht auch zu verwirren. Ich verwende auch in der Sprache verschiedene
Tonarten. Ihre Vielfalt macht jedes Musikstück anders, bunter und vielfältiger.
Sind
Sie also ein Sprach-
Es sind zwei Traditionen, die ich aufgegriffen habe und
die mich beeinflussten. Die späten 60er Jahre mit ihren Experimenten. Fast alle Popkünstler
haben multimedial gearbeitet im Sinne von Synästhesie. Die Musiker waren immer auch
Texter, Lyriker, Poeten. Oft kamen sie darüber hinaus auch noch als Zeichner oder
Maler von Kunstakademien, etwa John Lennon und Bryan Ferry.
Und dann die 80er Jahre
mit ihrer Auseinandersetzung um die sogenannte Postmoderne.
Sind Sie ein postmoderner
Künstler?
Ich sehe mich eher in der Tradition der Popart, ihrer Kreativität, im Spielerisch-
Es sind schon Künstler und Philosophen, Musiker, Maler,
Schriftsteller. Aber auch Menschen, die Freude an einer gestalteten Sprache haben,
die sich mit ästhetischen Finessen und Tricks auskennen. Wissende also, die kunstvolle
Verschlüsselungen aufbrechen und dekodieren können und Freude an Hermetik haben.
Nicht
so sehr Intellektuelle, die wissen wollen, wie schöne, gute, politisch korrekte Kunst
und so weiter zu sein hat. Auch wenn in den drei Bänden der Ästhetik genug Zündstoff
für eine andere Ästhetik, auch eine andere zeitgemäße Kunst vorhanden ist.
Haben Sie
Vorbilder?
Es gibt viele, die mich von Fall zu Fall interessieren. Immer wieder andere,
wie in der Musik. – Spontan fallen mir in der Literatur jetzt Edmond Jabès und Henry
James ein.
Welches von den drei Ästhetik-
Ich glaube
das „Photobuch“. Es ist am hermetischsten.
Das Kapitel über die „Zwölf Sinaitafeln“
steckt sprachlich am reinsten in der Extravaganz. Es verzichtet auf Wissen, auf Belehrung,
auf Weisheit und Wahrheit und kreist nur um sich selbst. Das heißt auch: um mich.
Denn immer wieder wird der Text durchbrochen und durchsetzt von Zeichen der Verliebtheit,
von Sehnsucht und Begehren.
Auch die im „Photobuch“ entwickelte Idee des „Postamerikanismus“,
entwickelt immerhin bereits 1990, halte ich für diskutabel.
Ebenso gefällt mir dort
der literarische Exkurs zu den „Engeln aus Feuer und Eis“, seine paradoxe Logik im
Sinne Blanchots, die dennoch nicht veraltet und sogar jetzt wieder m.E. sehr aktuell
geworden ist. Diese paradoxe Logik habe ich im „Musikbuch“ im Kapitel über den „Verbrauchten
Blick“ noch weiter geführt bis an eine Grenze des Verständlichen vielleicht.
Sie arbeiten
immer wieder auch mit anderen Künstlern zusammen.
Der „Gegenliebe“-
„Klavierspielen“ handelt vom Leistungsdruck, dem die klassischen Instrumentalisten
ausgeliefert sind, ihrem Eingesperrtsein in fast unmenschliche Kategorien und Erwartungshaltungen
und so fort. – „Über Stil, Künstlichkeit und Spiel“, ein Text über die Musik Wolfgang
Rihms und gleichzeitig mit einer ebenfalls bis ins Irrationale ausgedehnten Interview-
Warum
erklären Sie die Texte erst jetzt?
Ich denke, Kunst ist immer mehrdeutig. Jedes Verstehen,
jede Interpretation ist subjektiv und braucht meine Unterstützung nicht; im Gegenteil.
Es wird auch Menschen geben, die mich besser verstehen können als ich mich selbst
verstehen kann, die manche „unverständliche Stellen“, die es sogar für mich gibt,
leicht entschlüsseln, dechiffrieren werden, und sei es auch nur mit Hilfe der Psychoanalyse.
Jetzt,
wo die ganze Ästhetik mit ihren drei Bänden abgeschlossen ist und ich bin sehr zufrieden
damit, denn sie geht literarisch auch einen neuen Weg, zeigt eine neue Spur auf,
jetzt kann ich Hinweise darauf geben, wie ich die drei Bücher verstanden habe.
Nicht
wie ich sie verstanden haben will – denn ich will keine Belehrungen abgeben, wie’s
steht mit der Kunst oder wo’s lang gehen soll mit der Schönheit – sondern meinen
Blick auf diese Texte will ich deutlich machen. Da die Ratlosigkeit bei manchen Zeitgenossen
tatsächlich groß war, habe ich mich zu diesem Hilfsmittel entschlossen.
Etwas anderes
ist es bei meinen Vorträgen: Als Redner versteht man mich leichter. Man hört meine
Sprache, die Intonation der Worte, beobachtet das leise Lächeln bei den ironischen
Stellen und so fort. Die einzelnen Kapitel der Bücher vorgelesen sind deshalb ein
sinnliches Erlebnis, das durch die Musikbeiträge noch verstärkt wird und deshalb
auch weniger Anforderungen stellt, als sich durch einen manchmal gewollt komplizierten
Satzbau durchkämpfen zu müssen.
Gewollt schwierig? Das hört sich nach Manierismus
an.
Eine gewisse Portion Manierismus gehört tatsächlich dazu. Wir sind „Endzeitler“.
Wir leben am Ende einer Epoche, in einer Übergangszeit. Die Unruhe ist groß. Das
neue Zeitalter deutet sich an, über unsere Zeit und die Vergangenheit wird von den
Nachgeborenen in nicht allzu ferner Zukunft eine Bezeichnung gefunden werden. Diese
Zukunft zeigt sich auch schon bruchstückhaft dann und wann.
Im Guten oder Schlechten?
In
Beidem. Auf jeden Fall auch in unfassbar Neuem, etwa in der Informationstechnik oder
der Reproduktions-
Ich denke beides.
Vorbild waren mir französische Autoren
wie Michel Serres, Roland Barth und andere. Am meisten fasziniert bin ich von Maurice
Blanchot. Natürlich ist sein paradoxes Denken schwer, fast gar nicht zu verstehen
im landläufigen Sinn. Sein Einfluss ist sehr deutlich in meinem Buch „Landschaft
mit Martyrium der Heiligen Katharina“ zu finden.
Auch „Vom Wohlleben“, ein Buch, das
bald fertig sein wird, enthält eine Übersetzung meinerseits von ausgewählten Blanchot-
Vom Stil her, auch was die Form meiner Texte betrifft, etwa das Aufspalten
einer Seite manchmal in zwei Teile, haben mich ebenfalls die Franzosen beeinflusst.
Wie ich überhaupt die Philosophen dort besonders schätze, allen voran Derrida und
Baudrillard als Schriftsteller mit ihren witzigen und manchmal auch parodistischen
Provokationen.
Dann sind Sie vom Saulus zum Paulus geworden, wenn man Ihre Apel-
Nichts gegen Apel und Habermas.
Ich habe nur drei Personen in meinem Leben
getroffen, die ich uneingeschränkt bewundert und geschätzt habe. Das ist einmal Robert
Jungk mit seiner „Zukunftswerkstatt“, die ich in den 70er Jahren mehrmals am Ossiacher
See besuchen durfte. Das ist Clemens Kremer, mein Kompositionslehrer an der Musikhochschule
Saarbrücken, dem ich meine Liebe zu Satie, Duchamp, zu Dadaismus und zum Humor überhaupt,
auch was die französische Lebensweise betrifft, verdanke.
Dann aber auch Karl Otto
Apel, dessen Vorlesungen und Seminare ich mit großem Interesse besucht habe. Alle
diese Menschen haben mich eher noch durch ihre Persönlichkeit, Menschlichkeit, durch
ihren Enthusiasmus für eine Sache begeistert als durch ihr Wissen oder Können.
Sind
Sie ein Philosoph?
Ein Schriftsteller bin ich, ein Schreiber. Vielleicht auch ein
Privatgelehrter im alten Sinn.
Ich habe François Lyotard in der Stuttgarter Galerie
Kubinski im Interview für die Berliner taz mit ironischem Hintersinn gefragt, ob
er ein „postmoderner Philosoph“ sei. Lyotard war ja mit seinem Buch „Das postmoderne
Denken“ weltweit und vor allem auch in den USA der eigentliche Popularisierer der
postmodernen Bewegung, der postmodernen Philosophie geworden.
Er hat geantwortet:
teils teils.
Ich glaube, wenn ein Mensch über das Denken, über Schönheit, Wahrheit
und Gerechtigkeit nachdenkt, dies in Schriftsprache oder in gesprochene Worte fassen
kann, dann ist er ein Philosoph. Wie viele, ja unzählige andere Menschen übrigens
auch.
Selbst wenn sie keine Bücher schreiben oder schreiben können.
Die meisten „akkreditierten“
Philosophen sind Philosophie-
Sie schaffen es, verschiedene Kunstsprachen
der Philosophiegeschichte zu verstehen und, wenn es hoch kommt, auch ihren Studenten
oder der Bevölkerung verständlich zu machen, das heißt diese Texte in die Sprache
der Gegenwart oder der meist studentisch -
Doch sie sind keine Philosophen, wie ich den Begriff verstehe,
kreativ einen eigenen Weg zu gehen, eine eigene, vielleicht sogar neue Spur zu legen
im Labyrinth der Sprachen und der Lebensformen. In diesem Punkt bewundere ich auch
sehr die Haltung Nietzsches.
François Lyotard hat in seiner „Mauer des Pazifik“ oder in seinem
Duchamp-
Der Begriff der
Postmoderne ist in Deutschland in Misskredit geraten. Leider zu Unrecht. Er lebt
munter weiter in den USA, in Japan, Asien. Die Postmoderne hat mittlerweile mit ihren
esoterischen Extravaganzen sogar das Fußvolk hierzulande und weite Bevölkerungsteile
erreicht, nur nicht die akademischen Zirkel.
Der germanische oder protestantische
oder vielleicht auch preußische Rationalismus, nennen wir ihn einmal so, ist m.E.
am Ende. Er sitzt in einer eher langweilig-
Auch die analytische Philosophie der Angelsachsen
ist in einer Sackgasse festgefahren. Auch dieser Fels von Wissenschaftsgläubigkeit
und sogenannter Rationalität ist am Wanken. Wer vertraut heute bedingungslos Berechnungen
darüber, was wahr oder falsch sein kann, etwa in der Kunst oder in der Politik?
Wer
glaubt noch den sogenannten Daten über die Entwicklung der Wirtschaft?
Wie kann man
Klimawandel, Liebe oder Glück, selbst noch die Auseinan-
Habermas und Apel, zwei typische Vertreter der europäischen
Moderne, halten noch das Fähnlein der Konsenstheorie hoch, einen Ableger von Marxismus
und christlicher Ethik. Vor allem Apel, wenn er an verallgemeinerbare Werturteile
und an den diskursiv erfahrbaren Sinn von Philosophie glaubt und sich argumentativ
dafür einsetzt, scheint der einzige Antipode im internationalen Alles-
Überall ist doch das traurige Erbe Nietzsches und seiner Endzeitstimmung
zu entdecken, jetzt einmal negativ gesehen.
Oder positiv ausgedrückt: Im weltweiten
Pluriversum der Sprachspiele und Lebensformen kann mittlerweile jeder machen, was
er will.
Alles geht, auch der Nihilismus, auch der Anti-
Das ist unsere verfahrene Situation, die sich in der Gleichwertigkeit von Antithesen
ebenso spiegelt wie in der Unfähigkeit, Bücher oder Zeitungen lesen zu können oder
auch nur Sätze mit zwei Nebensätzen verstehen zu können, verstehen zu wollen. Das
Letztere ist das Wichtigere.
Vielleicht schreiben wir tatsächlich nur noch Bücher
für Bibliotheken und Bibliophile. Vielleicht ist es auch schon zu spät. Das Verstehen
komplexer Zusammenhänge gelingt nicht mehr.
Derrida hat in einer kulturpolitischen
Kampagne im Paris der 80er Jahre „Noch mehr Philosophie!“ verlangt, noch komplexere
Texte bis hin – gerade bei ihm – zu einem Manierismus der Überkomplexität, wie wir
ihn vielleicht in der Barockzeit oder im Zeitalter der Klassik das letzte Mal hatten.
Eine bewusste Antithese zur Verdummung von Sprache und Denken. Denn auch die allumfassende
„Verbilderung“ unserer Gegenwart ist eine Form von Verdummung.
Bilder, sogar Filme
dringen m. E. nur selten zur Wahrheit, zu einer verallgemeinerbaren Wahrheit vor.
Macht und Manipulation, das wird uns weiterhin und immer mehr beschäftigen. Nicht
Rationalismus versus Irrationalismus oder neu aufgeklärte Moderne im Habermas‘schen
Sinne versus Postmoderne.
Was ist dann die Aufgabe der Künstler?
Was bleibt ist eine
politische Aufgabe, die wir aus früheren Zeiten noch gut kennen: die Konditionierung
der Massen zu beobachten und zu beschreiben, dass sie nicht aufbegehren gegen Ungerechtigkeit
und Ungleichheit, wie sie ruhig bleiben, einkaufen gehen und Geld ausgeben für solche
Produkte, dei uns die zahlreichen Plakate und Fernsehsender einreden wollen.
Sie
sehen, wir sind schon mittendrin im hinteren Kapitel des „Musikbuches“, wo es sehr
stark um Freiheit und Fremdbestimmung geht.
Warum veröffentlichen Sie Ihre Werke nicht
in einem großen Verlag?
Einen Verkäufer seiner Kunst zu finden, dazu muss man ein
bestimmtes Talent besitzen. Das Klinkendrücken, der Gang auf den Markt, die Marktschreiereien,
Skandale oder auch nur das Auf-
Wie
viele Popmusiker habe ich mich für ein „Indie“, ein
Ich mache, um mit Nietzsche wieder zu reden, „Kunst
für Künstler“. Künstler machen nur für Künstler Kunst, sagt er. Das bedeutet: für
eine kleine Menschengruppe, selbst wenn jeder Mensch, wie Beuys glaubt, ein Künstler
ist. Davon kann aber kein kommerziell ausgerichtetes Wirtschaftsunternehmen leben.
Ich
will die jungen Leute ermuntern, neue und unabhängige Medien zu benutzen und sich
nicht dem Diktat der Besserwisser zu beugen. Gleiches und noch viel intensiver vollzieht
sich ja gerade im Popbusiness, wo die unabhängigen Labels oft mehr Qualität, nicht
Quantität zu bieten haben.
Ganz schlimm sieht es m.E. im Kunst – und dort besonders
im Galeriebetrieb aus. Da mittlerweile alles geht und die Kriterien von Gut und Schlecht
verworren und vielfältig geworden sind, herrscht dort die reine Diktatur der Meinungsautokraten,
„Entscheider“ und Geschäftsleute.
Was sind Ihre weiteren Pläne?
Die „Gespräche mit
Zeitgenossen“ müssten überarbeitet und veröffentlicht werden, darunter interessante
Interviews mit Wolfgang Rihm, François Lyotard, Niklas Luhmann, die in verschiedenen
Tageszeitungen erschienen sind.
Aber auch von mir ganz vergessene Künstler wie den
Theatermacher Bob Wilson, den Musiker und Schauspieler John Lurie („Stranger than
Paradise“) oder den Rockmusiker Hermann Rarebell von den Scorpions sollte ich wieder
hervorholen.
Ich denke zurzeit auch über die „Sinnfrage“ nach. Die Idee des Pluriversums
wird ausgebreitet in die Gesellschaftstheorie. Im Kapitel über die Lust als Lebenszweck
habe ich auch wieder alte und so einflussreiche Freudo-
Keine abgedroschenen Themen also, sondern es geht immer wieder auch um
Platon, Heidegger begegnet Camus, es geht um die Jugend, um Verstehen und Nichtverstehen,
um Liebe -
Wünschen Sie Kontakte mit
Ihren Lesern? Wir könnten einen Internet-
Gerne. Aber bitte
die Namen dabei nennen!
Nicht sich mit diesen albernen Pseudonymen oder Wortmasken
zu Wort melden, als wenn man sich hinter der eigenen Meinung, dem Mut zur eigenen
Meinung verstecken und Angst vor den Folgen des eigenen Denkens haben müsste.
Vielen
Dank für das Gespräch!
Das Gespräch führte Alexei Chibakov